Rundgang im Stadt- und Heimatmuseum Kusel

Das Stadt- und Heimatmuseum ist in einem der ältesten Häuser Kusels untergebracht. Bei der großen Niederbrennung der Stadt im Jahre 1794 durch französische Revolutionstruppen, der fast alle Gebäude zum Opfer fielen, blieb auch hier nur ein Teil der Fassade erhalten. Der bestehende Grundriss wurde beim Wiederaufbau so weit wie möglich erhalten, so dass das Gebäude im klassizistischen Stil selbst schon als Anschauungsobjekt dient und das Wohnen der Kuseler Bürgerschaft in früherer Zeit aufzeigt.
Bis 1972 gab es hier im Erdgeschoss immer eine Apotheke. Zuletzt die Engel-Apotheke mit dem Besitzer Axel Jung. Das Bild stammt aus der „Kuseler Chronik“ (1928) von L. A. Baum.
 

Nachdem die Stadt das Anwesen gekauft hatte, richtete sie ein Museum ein, das am 12. Januar 1973 eingeweiht wurde. Für die Einrichtung war vor allem der Heimatforscher und Lehrer Fritz Kleinschmidt verantwortlich, der als ehrenamtlicher Betreuer des Heimatmuseums unzählige Gäste durch die neuen Museumsräume führte. Nach dem Tode Kleinschmidts (14. Oktober 1975) übernahm Ludwig Hinkelmann die Leitung des Museums bis zu seinem Tod 1980. Ihm folgte seine Schwägerin Ilse Hinkelmann, die 28 Jahre lang bis 2008 mit viel Herzblut dem Stadt- und Heimatmuseum und den Fritz-Wunderlich-Gedächtniszimmern vorstand. Ihr zur Seite standen in den vielen Jahren Erich Leyser, Kurt Schwarz, Isolde Renner, Peter Hartmeyer und von 2000 bis 2008 Margot Pietscher. Seit 2009 betreuen Brigitte Hoffstaedter und Kurt-Helmut Wendel das Museum. Die Leitung liegt in den Händen des/der zuständigen Stadtbeigeordneten. In den letzten Jahren waren dies Klaus-Dieter Schummel beziehungsweise Birgit Schnorr. Seit Frühjahr 2012 hat Julia Bothe dieses Amt inne.

Betritt man das Erdgeschoss des Museums, kommt man zunächst in den sogenannten Ausstellungsraum, in dem ständig wechselnde Ausstellungen mit reich gestreuten Themen geboten werden. So waren in der Vergangenheit nicht nur Werke heimischer Künstler, sondern auch Bierkrüge, Puppen, Puppenstuben und Kinderkaufläden sowie künstlerische Fotos zu bewundern. Zu den Glanzlichtern gehören sicher immer die Ausstellungen zur Weihnachtszeit in gemütlichem Ambiente. In einer Verkaufsecke bieten die Stadt Kusel und die Fritz-Wunderlich-Gesellschaft Souvenirs an: Kusel - Memory und Kusel-Puzzle, Postkarten-Sets mit Motiven aus Kusel und „Inkaafsdasche“ sowie Bücher, Broschüren, CDs und DVDs, Stofftaschen mit dem Konterfei von Fritz Wunderlich und der Aufschrift „Mein Kusel …“.
 

 

Auf dem Weg in die 1. Etage – und auch in die 2. Etage – schmücken neun reich verzierte Ofenplatten das ganze Treppenhaus. Diese gusseisernen Teile von Öfen wurden in Kusel, auf Burg Lichtenberg und in der weiteren Umgebung gefunden und stellen meist biblische Motive dar. Ein Prachtstück ist die nach dem Stadtbrand aus Kirchentrümmern gerettete Petrusplatte, die um 1500 entstand und in der Mitte den heiligen Petrus mit dem Himmelsschlüssel in der Hand zeigt.

In der 1. Etage ist der größte Teil mit drei Zimmern Fritz Wunderlich gewidmet. Hier hat die Fritz-Wunderlich-Gesellschaft über Jahrzehnte eine Sammlung aufgebaut, die auch heute noch immer weiter ergänzt wird. Unzählige Fotos, meterweise Aktenordner mit über tausend Dokumenten und an die tausend Tonträger füllen die Schränke. Original-Instrumente, -Kostüme und -Plakate erhöhen die Attraktivität der Gedächtniszimmer. Mit dem Waldhorn hat Fritz Wunderlich im Herbst 1950 die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule Freiburg abgelegt. Die Trompete spielte er in der Studentenkapelle „Die flotten 5“, da er sein Studium durch Tanzmusik verdienen musste. Auf dem Akkordeon spielte er immer bei geselligen Anlässen auf.

Sechs Kostüme, mit denen Wunderlich auf der Bühne stand, befinden sich im Eigentum der Fritz-Wunderlich-Gesellschaft. Von der Wiener Staatsoper konnte ein Kostüm des „Don Ottavio“ aus der Oper „Don Giovanni“  (1963) erworben werden.

Die Verbundenheit Fritz Wunderlichs mit seinem Heimatort erkennt man auf dem Plakat  „Carmina Burana“, eine „szenische Kantate“ von Carl Orff, die am 14. und 15. November 1953 in der Turnhalle Kusel aufgeführt wurde. Chor und Orchester des Gymnasiums Kusel, der Musikverein Kusel, der Männergesangverein „Erheiterung“ sowie Fritz Wunderlich als Tenor mit zwei weiteren Solisten – 200 Personen waren an der Aufführung beteiligt, die vom damaligen Musiklehrer des Gymnasiums Kusel, Hans Gresser, inszeniert wurde.
Auf einem großen Bildschirm kann man Filme über den Sänger und Menschen Fritz Wunderlich verfolgen. Ein Touchscreen bietet die Möglichkeit, sich ein Wunschkonzert mit beliebten Wunderlich-Melodien zusammenzustellen oder auf einer Bildergalerie Stationen aus seinem privaten und beruflichen Leben anzusehen.
So ist das Museum nach wie vor eine Pilgerstätte für Verehrer aus aller Welt des großen Sängers und Kusels berühmtesten Sohn.

Außer Möbeln und Gegenständen aus vergangener Zeit, die die Geschichte unserer Heimat aufzeigen, befindet sich auf dieser Etage die Bürgerwehrfahne aus dem Jahre 1848, einer Zeit, als unterdrückte Bürger für Demokratie und nationale Vereinigung kämpften. Frauen und Mädchen der Stadt Kusel nähten und strickten eine Bürgerfahne in den Farben schwarz, rot, gold mit der Aufschrift „Bürgerwehr von Cusel 1848“. Die Bürgerfahne wurde 1982 während der Feierlichkeiten zur 150-jährigen Erinnerung an das Freiheitsfest von Hambach als ein besonderes Ausstellungsstück auf dem Hambacher Schloss ausgestellt. 1990 war sie in Berlin auf der Ausstellung „Bismarck, Preußen, Deutschland und Europa“ zu sehen. Anschließend wurde sie von Grund auf restauriert und 1996 ist sie wieder in das Stadt- und Heimatmuseum zurückgekehrt.

Ein wahres Kunstwerk ist die alte Kirchturmuhr der Evangelischen Stadtkirche Kusel. Jahrelang haben die einzelnen und zum Teil riesigen Zahnräder auf dem Speicher des Museums herumgelegen. Auf Initiative von Ilse Hinkelmann wurden die Einzelteile anlässlich einer Uhrenausstellung in Wolfstein wieder „ausgegraben“ und vom Staub befreit. In Wolfstein wurde die Uhr dann von einem Saarbrücker Uhrmacher unter Mithilfe von Paul Schmelzer in der Sparkasse aufgebaut. Jetzt kann man das Uhrwerk dieser mechanischen Turmuhr wieder im Heimatmuseum bewundern. Gestiftet wurde diese Uhr damals von dem Fabrikbesitzer Adolf Zöllner und dessen Bruder Julius. Wie aus einer Widmung zu entnehmen ist, verkündete ihr erster Schlag das Jahr 1920.

Nicht fehlen darf der Hahn von der Stadtkirche, der von 1861 bis 1925 auf der Spitze des Turms thronte und von seiner exponierten Lage aus sicher viel Interessantes über das Städtchen hätte erzählen können.

In der zweiten Etage befindet sich die „gute Stube“ des Museums: das Biedermeierzimmer mit Schrank, Sofa, Tisch und Stühle, Stutzuhr, Sekretär, Kachelofen, Spinnrad sowie Kostümen aus der Biedermeierzeit.

Zu dem Museum gehört auch eine kleine Bibliothek mit alten Folianten, darunter eine alte Bibel des Glankapitels von 1523, ein „Historisch und Geographisches Allgemeines Lexicon“ aus dem Jahre 1729 sowie ein botanisches, handkoloriertes Nachschlagewerk (1790).


Mit der fast 300 Jahre alten Amtstruhe des Oberamtes Lichtenberg ist auch die frühere hohe Herrschaft im Museum vertreten. Die Truhe mit den zwölf Riegeln in einem Schloss ist ein Kunstwerk für sich. Sie barg einst die wichtigen Urkunden und war 1758 bei der Verlegung des Oberamtes von Burg Lichtenberg nach Kusel gewandert.

Von der Wand grüßen Spieß und Horn des letzten Kuseler Nachtwächters Karl Morgenstern, der in den 1890er Jahren zwischen Mitternacht und vier Uhr jede Stunde die Zeit ausrief und in sein Horn tutete: „Hört ihr Bürger und lasst euch sagen, die Uhr hat zwölf geschlagen. Lobet Gott den Herrn“. Um zwei Uhr fing er an, die Bäcker zu wecken.

Zeugnis von dem Schrecken des Jahres 1794 – der Verbrennung Kusels  – gibt ein Kupferstich „Mordbrand von Kusel“, der die Flucht der Bevölkerung vor den französischen Brandstiftern zeigt. Aus Verbundenheit zu seiner Heimatstadt Kusel hat der Maler Kurt Theis im Jahre 2006 die historische Feuersbrunst in Öl auf  Leinwand gebannt („Stadtverbrennung“).

Die Ursachen für den grausamen Befehl zur Einäscherung der Stadt Kusel sind bis heute nicht eindeutig geklärt worden. Einige Historiker behaupten, es habe eine Verwechslung mit „Casel“ bei Trier gegeben. Andere sprechen davon, die Kuseler hätten gefälschte Assignaten (Schuldverschreibungen) in Umlauf gebracht. Im Verbrennungsbefehl heißt es: „Im Namen des französischen Volkes wird verfügt: Die Stadt Cusel hat sich bei jeder Gelegenheit als Feindin der Republik und als ergebene Freundin von Frankreichs Feinden, namentlich der Preußen, erwiesen; sie wird darum niedergebrannt“.