Die wechselvolle Geschichte des Stadt- und Heimatmuseums Kusel bis 1972

 

Die Wurzeln des Stadt- und Heimatmuseums Kusel liegen auf dem heutigen Kochschen Gelände, bis 1976 Standort der Brauerei Koch.
 „Die Kochsche Familie hatte durch Kauf den Roten Turm in ihren Besitz gebracht und wollte auf ihm einen Altan errichten, um Antiquitäten, die den Brand überlebt hatten, aufzubewahren. So berichten die Kuseler „Pfälzischen Blätter“ v. J. 1844. Es war der erste Gedanke eines Heimatmuseums. Der Plan wurde verwirklicht und so trat das Kuseler Heimatmuseum als eines der ersten der Pfalz ins Dasein.“ (1)
Wegen Baufälligkeiten musste der Turm später um mehrere Meter abgetragen werden, wodurch das Museum wieder verloren ging.
Erst im Jahre 1912 nahm man sich vor, wieder ein Heimatmuseum in Kusel einzurichten. Der aus Ulmet stammende Hermann Zink wurde als Konservator mit der Erstellung eines Konzeptes und der Sammlung beauftragt.
„Leider sollte den Bemühungen um ein Kuseler Heimatmuseum zunächst kein Glück beschieden sein. Am 16. April 1926 starb überraschend Konservator Zink im Alter von 65 Jahren. In einem Nachruf im „Kuseler Anzeiger“ vom 17.4.1926 wird Hermann Zink zu Recht als der „Gründer und Sammler des Heimatmuseums“ bezeichnet.
Bald darauf fand das Kuseler Heimatmuseum nach langem Hin und Her in der Luitpoldschule eine vorläufige Bleibe. Zum Museumskonservator wurde in der Nachfolge Zinks Lehrer Fritz Weintz bestimmt. Die Museumsbestände waren aber auch dort überall im Wege. An eine würdige museale Präsentation der Sammlungen war nicht zu denken, so dass das Museum schon bald mehr oder weniger ein Dornröschen-Dasein fristete.“
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Pfarrer L. H. Baum berichtet 1928 über das Projekt Heimatmuseum: „Unser Sorgenkind ist das Heimatmuseum und bleibt es, bis wir ein eigenes, sicheres Heim für dasselbe gefunden haben“.  
Erst 1935 wird im Wanderbuch des Pfälzerwald-Vereins das „Museum für das Remigiusland“ im Volksschulhaus (altes Schulhaus hinter der protestantischen Kirche) vorgestellt. Eigentümer war die Stadt Kusel, die Besuchszeiten entweder nach Anmeldung oder sonntags von 11 bis 13 Uhr bei einem Eintritt von 50 Pfennigen. Zum Bestand des Museums gehörten wertvolle Sammlungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, eine komplette alte Nagelschmiede, der erste mechanische Webstuhl Kusels sowie alte Urkunden.
„Diese positive Entwicklung war aber leider nicht von langer Dauer. Der Zweite Weltkrieg trug zur Zerstreuung der wertvollen Bestände bei und machte auch hier jeden Fortschritt zunichte.“ (2)
Ein anonymer Chronist schrieb 1950 über das traurige Schicksal des Kuseler Heimatmuseums: „Mit Beginn des Krieges verlor das Heimatmuseum seine bleibende Stätte, die Räume wurden Kartenstelle. Die wertvollen Dinge der Vergangenheit wurden von einem Speicher zum anderen geschleppt. Was mag da alles abhanden gekommen sein? Die Reste befinden sich noch im Schulhaus und im Spritzenhaus. Niemand ist mehr da, der sie hegt, da auch der Heimatverein aus den Kriegstrümmern nicht mehr entstanden ist“.
Doch zu Beginn der 1950er Jahre wurde die regionalgeschichtliche Forschung auf Vereinsebene wieder belebt (Historischer Verein der Pfalz, Kreisgruppe Kusel).

Es war Fritz Kleinschmidt (Lehrer und Historiker), der den Gedanken eines Kuseler Heimatmuseums wieder aufgriff. Mit viel Begeisterung begann Kleinschmidt, auf der Grundlage der alten Museumsbestände, soweit noch vorhanden, und des von der Kreisgruppe Kusel des Historischen Vereins der Pfalz angekauften  Inventars mit der Einrichtung eines Heimatmuseums.
„Der krönende Abschluss von Fritz Kleinschmidts Lebenswerk dürfte wohl die Wiedereinrichtung des Kuseler Heimatmuseums im ehemaligen Tribunalsgebäude in der Landschaftsstraße gewesen sein, wo auch die private Handelsschule Heitmann und die Kreis- und Stadtbücherei untergebracht waren. (…)

Ohne die tatkräftige Hilfe der Stadt Kusel, insbesondere des gleichaltrigen Bürgermeisters Adam Fetzer, wäre die Errichtung des Heimatmuseums sicher so nicht möglich gewesen. (…)
Am 22. November 1956 konnte das Museum … feierlich eröffnet werden. In zwei großen Sälen, einem Quer- und einem Vorraum präsentierten sich die neu zusammengetragenen Exponate zu Geschichte und Volkskunde des Kuseler Landes.“ (2)

Von den Schätzen des neuen Museums berichtete Peter Sagel im Westrichkalender 1957 und zählte auf:

  • Ein uralter Handwebstuhl, wie ihn die Bauern früher benutzten, Spulrad und Spindel für Stränge und verschiedene Flachsbrecher
  • eine voll eingerichtete Schusterwerkstatt aus Kusel vom„alten Stoffel“
  • Krüge aus Ton, die der letzte Kuseler Töpfer Johann Reis vom Matzenberg gefertigt hatte
  • tönernes Schreibzeug aus der Ziegelei von Jakob Gilcher, Kusel
  • der alte Kirchturmhahn der protestantischen Stadtkirche von 1863
  • Spieß und Horn des letzten Kuseler Nachtwächters
  • die „geometrische Charte über Cusseler Stadt Bann 1744“.

Sagel schrieb weiter: „Es ist unendlich viel, was da dank des Opfersinns und der Spendenfreudigkeit der Bürger von Kusel und aus der Nachbarschaft zusammengetragen und sehr liebevoll zurechtgemacht und aufgebaut ist. Man könnte sich stundenlang damit beschäftigen. Manche Geräte haben einst viele Jahre lang unseren Altvorderen gedient. Da ist zum Beispiel … ein Wirkstuhl (der Vorläufer der heutigen Strickmaschine, mit dem man früher Strümpfe und Joppen strickte. (…) Sehr interessant sind auch die alten Herdplatten (Teile von Öfen), die in Kusel, auf Burg Lichtenberg und in der weiteren Umgebung gefunden wurden. Diese frühen Produkte einer sich stark entwickelnden Gießereikunst stellen oft biblische Motive dar, so beispielsweise die Hochzeit von Kana, das Opfer Isaaks oder David und Goliath. Ein Prachtstück ist die aus dem Fundament der früheren protestantischen Kirche gewonnene große Platte, die vermutlich ein Teil des eingebauten Ofens war und im Mittelfeld Petrus wiedergibt, mit dem großen Schlüssel in der Hand. (…) Von der Niederbrennung unserer Stadt 1794 erzählen ein alter zeitgenössischer Kupferstich, der Verbrennungsbefehl, … geschmolzenes Glockenmetall und das verglühte Uhrwerk der Stadtuhr aus dem Brandschutt, ferner ein vergoldeter Abendmahlskelch und der Schlüssel von der niedergebrannten Stadtkirche".

Bis 1972 hatte das Stadt- und Heimatmuseum seinen Sitz im früheren Tribunal in der Landschaftsstraße. Im Januar 1973 erfolgte der Umzug in die Marktstraße 27, die frühere Engel-Apotheke, die in städtischen Besitz übergegangen war.

Quellennachweise

1) „Kuseler Chronik“ (Geschichte einer deutschen Kleinstadt) von L. H. Baum, 1928
2) Westricher Heimatblätter (Jahrgang 42, März 2011- Heft 1); Dieter Zenglein „Zur Geschichte der Historischen Forschung im Kuseler Land (Teil 1)"